Die „Parenzana“, eine Schmalspurbahn von Triest über Koper, Portorož, Buje bis Poreč, wurde von 1902 bis 1935 betrieben. Heute wird die Trasse, die durch drei Staaten – Italien, Slowenien und Kroatien – verläuft, als „Weg der Gesundheit und Freundschaft“ genutzt und ist ein multinationaler Radwanderweg über eine Strecke von rund 110 Kilometern.
Und wir, die „Letzten Harten unter der Sonne“, entschieden uns dieses Naturjuwel mit dem Rad abzufahren. Bei dieser Biketour merkten wir, dass wir den Namen „die Harten“ auch wirklich verdienen! WIR, das sind mit unseren erarbeiteten Beinamen: Toni S.jun der Chef, Toni S.sen. der Alte, Otti der Strudelvernichter, Bubi das Auge mit seiner Judith, Gerhard der Mann für alle Fälle, Gudrun, Franz und Sigrid, Adi der Holzwurm und natürlich Armin der Uhrologe, unser diesjähriger Navigator. Ihm möchten wir nochmals recht herzlich für die Organisation dieser Radtour danken!
1. Tag: 15. Juni Weißenstein – Muggia – Savudrija
Radstrecke: 50 km bei 35°C
Wir trafen uns am Evonik – Parkplatz und fuhren mit einem Kleinbus bis nach Muggia, in der Nähe von Triest. Armin hatte für alle ein eigenes Badetuch kreiert (Aufschrift: Parenzana 2013) und so war das Motiv für ein erstes Foto auch schnell gefunden. In Muggia angekommen, sattelten wir unsere Taschen und die eigentliche Tour mit dem Rad begann auf einem neu geteerten Radweg (D 8) Richtung slowenischer Grenze. Ein wunderbarer Blick auf die Ebene vor Koper zeigte uns das nächste Ziel, nämlich den Bahnhof in Koper, wo schon Franz und Sigrid auf uns warteten. Sie bereiteten sich schon eine Woche in Poreč auf diese Tour vor. Also radelten wir ab jetzt zu elft den toll ausgebauten und asphaltierten Radweg am Meer entlang bis nach Izola. In einem schattigen Gastgarten stärkten wir uns bei einem Mittagessen. Der Durst war sehr groß, denn unsere Trinkflaschen waren zum Teil schon leer und mussten aufgefüllt werden. Das Thermometer zeigte schon die 40° C an und diese Temperaturen begleiteten uns alle 5 Tage, was wir zu diesem Zeitpunkt aber noch nicht wussten. Nach der Stärkung radelten wir weiter entlang der Bahntrasse, mussten durch einige schlecht beleuchtete Tunnel und danach dem Kanal entlang zur kroatischen Grenze. Dort erwartete uns eine fantastische Landschaft. Der Aufstieg Richtung Buje begann. Die Steigung war zwar nur gering, aber der Zustand des Radwegs und die Hitze verlangten von uns alles ab. Unvergessliche Ausblicke Richtung Meer und auf die Salinen, belohnten uns aber für die Mühen. Müde und ausgepowert kamen wir um 17.00 Uhr am Campingplatz in Savudrija an, wo Armin die erste Unterkunft in Bungalows für uns vorbestellt hatte. Nach einem kurzen Bad im Meer trafen wir uns in einer Pizzeria zum Abendessen.
Der erste Tag endete lustig und zu Mitternacht fielen wir alle todmüde ins Bett!
2. Tag: 16. Juni Savudrija – Brkač
Radstrecke: 64 km bei 40°C
Nach einem ausgiebigen Frühstück im Strandhotel mit Blick aufs Meer radelten wir Richtung Buje. Den Anfang bildete gleich ein kurzer, sehr steiler Anstieg auf einer zunächst gut befahrbaren Schotterstraße. Sie wurde aber immer ruppiger, der Schotter zu Steinen und schließlich fuhren wir nur mehr auf einem schmalen Pfad. Trotzdem schafften wir es bis Buje, wo wir kurz vor Mittag ankamen. Die Hitze machte uns sehr zu schaffen und so kühlten wir uns in einer Eisdiele ab. Nach einigen abenteuerlichen, steinigen Abschnitten und einem stockfinsteren Tunnel, kamen wir um 14:00 Uhr nach 30 km und bei 39,6°C in der Künstlerstadt Grožnjan an. In einem wunderschönen Hinterhof wurde uns ein ausgezeichnetes Mittagessen serviert. Danach ging es auf einem sehr schwierigen Teilstück weiter in Richtung Motovun. Sitzen am Fahrrad war nicht mehr angesagt! Motovun erreichten wir ziemlich spät und fuhren daher nicht mehr hinauf in die Stadt, die ja auf einem Hügel liegt, sondern suchten gleich unsere nächste Herberge auf. Sie war in der kleinen Ortschaft Brkač in einer Seljacki Turizom (Buschenschenke).
Nach einem Begrüßungstrunk konnten wir die Zimmer beziehen und uns den Staub von unseren geschunden Körpern waschen. Der Wirt zauberte eine tolle Jause aus eigenem Anbau auf den Tisch. Wir ließen uns gerne verwöhnen und fielen gegen Mitternacht ins Bett.
3. Tag: 17. Juni, Brkač nach Babiči
Radstrecke: 81km bei 40°C
Zum Frühstück gab es unter anderem herrlichen türkischen Kaffee. So gestärkt radelten wir von Brkač den wohl härtesten Teil unserer Tour weiter. Der Weg war sehr steinig und es gab nur eine Spur durch das meterhohe Gras. Die Dornen der wilden Rosen und Beerensträucher hinterließen blutige Spuren an unseren Füßen. Toni, der Chef, rief ganz schockiert: „Do is oba noch kana gfohrn!“ Armin und sein nagelneues Navi hatten aber kein Erbarmen mit uns. Nach 21 km mussten wir in der Ortschaft Fazin eine Pause einlegen. Ein kühles Bier motivierte für die Weiterfahrt nach Porec, denn die Strecke wurde noch wilder! In Porec angekommen hatten wir auch die Endstation der Parenzana erreicht. Nach einem Besuch der Altstadt radelten wir weiter zum Campingplatz Olica, wo Franz und Sigrid die vergangene Woche verbrachten. Ein Sprung ins Meer kühlte uns für das folgende, ausgezeichnete Mittagessen im Campingrestaurant, ab. Erst am späten Nachmittag radelten wir weiter Richtung Novigrad. Ein schönes Strandkaffee am Weg ließ uns aber bald wieder absteigen und rasten. Nach einem Gemeinschaftsfoto mit unseren orangen Parenzana-Handtüchern am Strand ging es weiter. Durch einen „Patschn“ am Rad von Toni S. sen. gebremst, den Gerhard und Adi fachmännisch reparierten, wurde es dunkel. Eine halbe Stunde mussten wir noch mit Licht radeln, bis wir nach 81 km in Babiči ankamen. Schnell ging es unter die Dusche, um in der benachbarten Pizzeria noch etwas Essbares zu bekommen. Lustig ging der Tag mit einem Spruch von Bubi zu Ende. Ihm kam nochmals die Mittagspause am FKK-Campingplatz in den Sinn: „Also, FKK is nit meins! A klanes Teil is schon sexy, aber so gonz nockat, dos is nix!“
4.Tag: 18. Juni, Babiči nach Piran
Radsrecke: 70 km bei 28°C
Adi und Armin waren schon vorausgefahren, um ein Frühstückslokal zu organisieren. Sie wurden im Hafen von Umag fündig. Gutes Frühstück, Blick aufs Meer, herrliches Wetter und bei uns eine gute Stimmung – wie könnte der Tag besser beginnen! Nach dem Frühstück radelten wir dem Meer entlang nach Savudrija. Dort bogen wir ins Landesinnere ab und wollten weiter nach Piran. Durch die Hitze und den quälenden Durst wurden wir aber bald auf ein Restaurant mit dem klingenden Namen „Santa Barbara“ aufmerksam. Die Wirtin begrüßte uns wie alte Bekannte. Um 13:00 Uhr rief unser Navgiator Armin zur Weiterfahrt auf. Der Wirtin gelang es aber „mit List“ uns erfolgreich am Weiterfahren zu hindern. Sie tischte uns Brot mit Olivenöl, Prosciutto, Cevapcici, Kekse und vor allem offenes Bier, auf. Ein Nussschnaps von ihrer Nonna verführte uns überhaupt zum Hierbleiben. Ein paar Ermahnungen durch Armin waren notwendig, um dann doch weiter in Richtung Piran zu radeln. Leider bremste der nächte „Patschn“ bei Franz uns wieder ein. Zum Glück war das mitten in Portorož. Adi und Gerhard hatten ja schon Übung im Reparieren, also lud Otti die Damen in der Zwischenzeit auf ein Eis ein. Armin radelte voraus nach Piran, um eine Unterkunft zu suchen. Als wir dort ankamen, hatte er eine Jugendherberge direkt am Strand gefunden. Schnell warfen wir uns in unsere Badebekleidung und genossen ein abkühlendes Bad im Meer. Am Abend bekamen wir noch eine Führung von Toni S. jun. durch den kleinen Ort Piran. Nach dem Abendessen hieß es aber für uns alle: „Nix wie ins Bett!“
5. Tag: 19. Juni, Piran nach Muggia
Radstrecke: 44 km bei 44°C !!
Was könnte schöner sein, als vor dem Frühstück im Meer zu schwimmen! Wir genossen das Bad, anschließend das Frühstück und machten uns zur letzten Tagesetappe zurück nach Muggia auf. In Koper verabschieden wir uns von Sigrid und Franz. Im Hafen von Muggia stärkten wir uns noch in einer Fischerkneipe. Der Bus kam pünktlich und nach gut 2 Stunden Fahrzeit ging es daheim noch zur „Wirtin“ auf einen Abschiedstrunk. 2 Wochen später trafen wir uns bei Armin zu einer Nachbesprechung, um die Radtour noch einmal durch die Köpfe gehen zu lassen. Maria und Armin tischten uns verschiedene Variationen der istrischen Küche auf: Prosecco – Tomatensalat mit Mozzarella – istrischer Eintopf – Topfen- und Palatschinkentorte – Pelinkovac
Ein krönender Abschluss! Ein herzliches Dankeschön an Maria und Armin!
So bestätigte der „Weg der Gesundheit und Freundschaft“ seinen Ruf!